Reiten ist wohl das schönste Hobby überhaupt: Man beschäftigt sich mit einem anderen Lebewesen, lernt Verantwortung zu übernehmen, verbringt viel Zeit draußen in freier Natur und betätigt sich sportlich ( ja, Reiten IST ein Sport!).
Bis hierhin hört es sich ja noch ganz entspannt an – und das ist es auch. Beschäftigt man sich aber intensiver mit der „Materie Pferd“, möchte man mehr als sich einfach nur vom Pferd durch die Gegend tragen zu lassen – dann erreicht man ganz schnell einen Punkt, an dem man merkt, dass man auch das Gehirn benötigt.
Unzählige Bücher gibt es, für jede Situation die richtige Anleitung. Will man sein Pferd gesund bewegen, mit dem Pferd vorwärts kommen – dann benötigt man eine ganz beachtliche Menge an solcher Literatur. Reitlehren, medizinische Fachbücher,
Pferdehaltung, Pferdefütterung – nichts davon sollte im Regal eines Reiters fehlen. Nicht zu vergessen die unendlich vielen Internetseiten und Foren rund um das Thema Pferd.
An Input mangelt es also bei weitem nicht. Es ist wohl noch nie so einfach gewesen wie heute an solch eine Menge Wissen zu kommen.
Aber Vorsicht! Auch wenn einem theoretische Lösungswege für die verschiedensten Probleme angeboten werden, man muss doch immer für sich selbst entscheiden – man selbst kennt das eigene Pferd am besten, kennt die
eigenen Schwächen und Stärken. Was bei dem einen gut funktioniert, funktioniert noch lange nicht bei dem anderen.
Das ist die Herausforderung! Immer nach der richtigen Lösung zu suchen – stets flexibel im Geist zu bleiben. Und dann natürlich dazu auch noch das Pferd bei der Laune zu halten, ohne dass man als „Leittier“ abgesetzt wird.
Manchmal denke ich mir doch, dass es dir reinen Freizeitreiter, die sich keinerlei Gedanken um gymnastizierende Arbeit mit dem Pferd machen und einfach froh sind wenn sie nach 3 Stunden ausreiten wieder gemeinsam mit dem Pferd im Stall ankommen, doch richtig machen.
Andererseits werden diese Reiter niemals das Gefühl der völligen Harmonie zwischen Pferd und Reiter spüren… Dieser Moment wenn man glaubt mit seinem
Pferd über den Platz zu schweben.
Bei der ganzen Betrachtung habe ich nun natürlich einen Faktor außer Acht gelassen: Das Pferd!
Man kann natürlich als Reiter ganze Bibliotheken an Fachbüchern besitzen, sich weiterbilden und viel reden – wenn man das Pferd nicht überzeugt hilft alles gar nichts.
Und die Pferde machen es einem wahrlich nicht einfach!
A great horse has a great leader – the rider!
Als Mensch hat man die Angewohnheit, dass man das, was man liebt (und ich unterstelle einfach einmal allen Reitern, dass sie Ihre Pferde lieben) in Schutz nimmt.
Schubbert das Pferd einmal wieder nach dem Reiten den Kopf am Reiter – dann hat man Mitleid, weil es das arme Hotti ja so juckt am Kopf.
Pariert das Pferd während einer anstrengenden Trabarbeit einfach durch zu Schritt – dann denkt man, dass das arme Pferd auch einmal eine Verschnaufpause benötigt.
Es gibt noch tausende solcher Momente, die ich hier aufzählen könnte.
Was aus unserer Sicht ein Entgegenkommen dem Pferd gegenüber entspricht, bedeutet für das Pferd nur eines – ICH habe hier das sagen, denn der „da oben drauf“ sagt mir ja nicht wo es lang geht.
Eigentlich müssten wir Reiter knallharte Kerle sein, dem Pferd keine falsche Bewegung durchgehen lassen…
Aber irgendwie möchte man ja nicht nur der „Leithengst“ sein, sondern auch der Freund des Pferdes.
Ein Disaster…
Das Zauberwort: Konsequenz.
Konsequent sein, Fehler des Pferdes (und damit meine ich auch eigensinnige Reaktionen des Pferdes wie „ich gehe heute aber doch lieber nach rechts, auch wenn du nach links möchtest“) auf ruhige Art korrigieren („Nein meine Liebe, links herum ist es deutlich schöner…“) und das Pferd dann, wenn es das macht was wir wollen auch von ganzen Herzen loben. Das bedeutet, man muss das Pferd davon überzeugen, dass es sowieso genau das, was der Reiter von ihm möchte, machen wollte.
Hört sich doch ganz einfach an – ist es aber leider nicht :)!
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