Ein Trabrennpferd als Freizeitpartner? Geht das überhaupt?
Grundsätzlich kann man diese Frage mit einem klaren JA beantworten. Dennoch ist es nicht so einfach, bis man ein ehemaliges Rennpferd zu einem verlässlichen Freizeitpartner umschult – man benötigt viel Zeit und auch gegebenenfalls viel Geld für Unterricht und Reitkurse und das allerwichtigste: viel viel Geduld!
Ein Traber ist zu Beginn der Ausbildung nicht mit anderen Pferden zu vergleichen, man kann sich nicht einfach „draufsetzen“ und losreiten! Manche Traber müssen sogar erst an den Sattel und das Reitergewicht gewöhnt werden, andere kennen dies zwar vielleicht schon, aber das bedeutet noch lange nicht, dass sich die Traber deshalb normal reiten lassen. Das schnelle Tempo, der hoch getragene Kopf und die so gut wie nicht vorhandene Balance zu Beginn der Ausbildung erfordern einen zumindest geübten Reiter – besser einen erfahrenen Reiter.
Zudem sind Traber von Ihrem Wesen her sehr sensibel und intelligent. Auch hier muss man sich im Klaren sein, dass man als Traberreiter von sich aus schon ruhig und gelassen sein sollte um das Temperament der Pferde nicht herauszufordern.
Das wichtigste jedoch ist: Jedes Pferd hat seinen eigenen Charakter, sein eigenes Wesen und seine eigene Vorgeschichte – man muss bereit sein sich darauf einzulassen und zu akzeptieren, dass Traber von der Rennbahn eben etwas ganz besonderes sind. Als Dank wir man dann später einmal nach der Umschulung einen perfekten Freizeitpartner haben und man kann sagen: Wir beide (Reiter & Pferd) sind den Weg gemeinsam gegangen!
Ein Traber für Reitanfänger?
Der günstige Preis von ausrangierten Renntrabern verlockt natürlich pferdebegeisterte Menschen und scheint den Traum vom eigenen Pferd schnell und günstig wahr werden zu lassen – aber ist ein Traber immer die richtige Wahl?
Der schlechte Ruf der Traber als Reitpferde kommt wohl zum größten Teil aufgrund des mangelnden Könnens der Reiter zustande! Wer nicht bereit ist, in eine fundierte Umschulung seines Trabers zu investieren (mit allen Mittel: Zeit – Geld – Geduld) der wird nie Freude an seinem Traber bekommen. Wie auch, wenn der Traber nicht weiß, was von ihm verlangt wird – er leistet ja nur das, was er bisher gelernt hat: Der schnellste zu sein. Es versteht sich von selbst, dass die Umschulung eine Menge an Zeit benötigt, ehe man sich wie die „normalen Warmblutreiter“ auf das Pferd setzen kann und losreiten kann. Dies muss man sich immer im Klaren sein!
Aber zurück zur Frage: Ein Traber für Anfänger? Das kann man so einfach nicht beantworten. Als Reitanfänger hat man meist genug damit zu tun, sich selbst weiter zu bilden und muss noch so viel lernen – da wäre es nicht gut wenn dann das Pferd auch erst am Anfang seiner Ausbildung steht und wie ein Traber erst einmal seine Rennbahnkarriere vergessen muss. Meine persönliche Meinung wäre daher wohl eher: Nein. Dennoch kann auch in günstigen Fällen ein Traber für einen Reitanfänger ein guter Partner werden. Hier wird jedoch eine intensive Betreuung durch einen qualifizierten Trainer vorausgesetzt und viel Geduld und Verständnis von dem Reiter.
Ist ein Traber das richtige für mich?
Grundsätzlich ist es von Vorteil, sich über den Trabrennsport und die Ausbildung von Trabrennpferden umfassend zu informieren, bevor man selbst mit der Schulung eines ehemaligen Rennpferdes für den Einsatz unter dem Sattel beginnt. Weiterhin sollte man sich die Zeit nehmen, eine Art Bestandsaufnahme zu folgenden Fragen zu Papier zu bringen.
· Was weiß ich über die Rasse Traber und den Trabrennsport ?
· Warum habe ich gerade dieses Pferd gekauft?
· Was kann ich als Reiter (z.B. Anfänger oder fortgeschrittener Reiter) ?
· Was kann mein Pferd (z.B. Transportieren, Anbinden, Stillstehen) ?
· Was soll mein Pferd lernen (z.B. Dressur, Springen, Gelände) ?
· Was kann ich in die Ausbildung investieren (z.B. Zeit und Geld) ?
· Welche logistischen Voraussetzungen sind vorhanden (z.B. Auto, Pferdeanhänger) ?
· Wie lerne ich am besten (z.B. Einzel- oder Gruppenunterricht, Kursform) ?
· Wie will ich mein Pferd reiten (z.B. Western, klassisch) ?
· Welche Ausrüstung ist vorhanden (z.B. Sattel, Zäumung) ?
· Welche anderen Personen arbeiten mit dem Pferd (z.B. Reitbeteiligung, Ausbilder) ?
Bei der Beantwortung dieser Fragen sollte man vor allem das eigene Können und Wissen sich selbst gegenüber ehrlich einschätzen. Die Ausbildung eines Pferdes erfordert beides: Können und Wissen und nicht zuletzt Zeit und viel Geduld.
(Quelle: Verein der Traberfreunde e.V.)